Das Nachstehende hat mit der Altenhainer Munitionsanstalt zwar letztendlich wenig zu tun. Dennoch ergänzt diese Geschichte deren Historie durch einige Berührungspunkte. Deshalb soll sie auch an dieser Stelle dargestellt werden.
Als die Deutschen den Öl-Krieg verloren und ein
schwarzer Rauchpilz über einem Altenhainer Steinbruch stand
Nordwestlich von Altenhain, am ehemals 181 m ü.NN hohen, dicht bewaldeten Frauenberg, entstanden ab 1887 zwei Steinbrüche, die inzwischen, nach mehrjähriger Auflassung, wassergefüllt sind. Der südlich gelegene, größere ist unter den Einwohnern sowie bei Steinbruchbadern als „Blauer Bruch“ bestens bekannt. Etwas nördlicher liegt dagegen der so genannte „Schwarze Bruch“.
Lange geheimnisvoll – heute eher ruhig und verträumt – der “Schwarze Bruch” im Jahre 2007
(Foto: Volker Killisch)
Das Wasser in diesem Bruch ziert oft ein leichter Ölfilm, manchmal riecht es nach Diesel. Doch trotz des Tankstellengeruchs gibt es hier auch Badende – vielleicht weil es das Sonnenschutzöl als kostenlose Zugabe gibt? Und gelegentlich tauchen einige Leute hier sogar ab. Obwohl in einer Tiefe von 10 m fast kein Licht nach unten dringt. Selbst starke Lampen schaffen es kaum, die Dunkelheit zu durchdringen. Suchen die Taucher versteckte Schätze? Oder Antworten? Gerüchte gibt es viele. In unmittelbarer Nähe liegt die ehemalige Heeresmunitionsanstalt Altenhain. Bis heute hält sich das Gerücht, dass sowjetische Soldaten, die im Juli 1945 dieses Terrain übernahmen und denen angeblich keiner Auskunft über den Inhalt des Steinbruches geben konnte, in diesen hineingeschossen hätten. Daraufhin habe es eine gewaltige Explosion gegeben, dann tagelang gebrannt, so dass die Bruchwände schwarz wurden…
Auch wenn es an dieser Geschichte eine kleine Winzigkeit Wahres gibt – es verhielt sich dennoch völlig anders! In Altenhain rätselte man schon länger über das damalige mysteriöse Geschehen, denn bisher gab es nur ein paar, noch dazu widersprüchliche Äußerungen von früheren Zeitzeugen. Es fehlten eindeutige, entscheidende Beweise, vor allem aber ein Foto! Doch dann, im Frühjahr 2012, erhielt ich von einem amerikanischen Weltkriegsveteranen die Kopie eines Fotos, welches er – zufälligerweise bei anderen Recherchen – im US-Nationalarchiv gefunden hatte. Und glücklicherweise erinnerte er sich dabei noch an diese (einer meiner vielen!) Fragen…
Mehrere Tage lang weithin sichtbar – der riesige Rauchpilz über dem Steinbruch “Kleiner Frauenberg” bei Altenhain
(Quelle: National Archiv NARA Washington, Record Group 342, 342-FH-3A20619-57333AC)
Das Foto offenbarte zunächst jedoch gleich ein weiteres Rätsel. Auf dessen Rückseite war nämlich vermerkt: „May 1945 – Heavy black smoke rises from a German gasoline dump near a jet-plane base operating near Nauhoff, Germany. Picture made from 9th AF plane.” (Mai 1945 – Große schwarze Rauchfahne von einem deutschen Tanklager nahe einer Jet-Flugzeug-Basis bei Nauhoff, Deutschland. Foto aufgenommen von einem Flugzeug der 9. US-Luftwaffe“).
Zuerst stellte sich natürlich die Frage: Was hatte es mit der Ortsbezeichnung „near Nauhoff“ auf sich? Denn da ich mich mit dem historischen Geschehen in und um Altenhain (Muna-, Eisenbahn- und Steinbruchsgeschichte) schon seit längerer Zeit intensiv beschäftigte, war mir von Beginn an klar, dass das Foto die Gegend um die beiden Frauenberg-Steinbrüche zeigte. Die typischen Waldgrenzen, Wege und Steinbruchsgebäude waren deutlich sichtbar.
Die geografische Einordnung des amerikanischen Luftbildes verdeutlicht sich auf obigen Foto, welches annähernd aus der gleichen Flugposition Jahrzehnte später (im Jahr 2012) aufgenommen wurde. (Foto: Jürgen Heinze)
Dass es sich bei „Nauhoff“ um die nahe Stadt Naunhof handeln könnte, war dabei zwar auch ein erster Gedanke. Doch das wurde erst klarer, wenn man die Historie der auf dem Foto ebenfalls benannten „9th AF (9. Air Force)“ einbezog: Denn diese Fliegergruppierung kooperierte zum angegebenen Aufnahme-Zeitpunkt mit der 1. US-Armee. Die Jagdbomben- sowie Aufklärungsflugzeuge des IX Tactical Air Command leisteten hierbei insbesondere für deren 69. US-Infanteriedivision Luftunterstützung beim Vormarsch zur Mulde. Der Stab der 69. ID stationierte kurz vor Kriegsende in Naunhof. Auf diesem Fakt und weil die Flieger aus Übersee bei der Schreibweise deutscher Ortsnamen so manchen gravierenden Fehler machten, dürfte die falsche Bildbeschriftung beruhen.
Leider konnte mein amerikanischer Freund keine ausführlicheren Informationen zum genauen Aufnahmezeitpunkt des Fotos übermitteln, er fand lediglich die vage Angabe „May 1945“. Selbst hatte er keine weiteren Erinnerungen an das Ereignis. Bei meinen Recherchen zum Vormarsch der US-Truppen zur Mulde und insbesondere zur Geschichte der 69. Infanteriedivision wurde mir bisher nur ein kleiner amerikanischer Bericht bekannt, der das Ereignis relativ leidlich beschrieb. Wahrscheinlich hatten andere 69er keinerlei Erinnerungen mehr daran, weil solche Brände damals zum „normalen Tagesgeschäft“ dieses Krieges zählten…
Der Bericht stammt von Major Dr. Leo Litter, dem damaligen Regimentsarzt des 271. Infanterieregiments der 69. ID. Dessen wenige Zeilen, in der Kameradschaftszeitung “Bulletin, Volume 47, No. 3“ 1994 veröffentlicht, enthalten jedoch ebenso einige kleine Ungenauigkeiten: Litter beschreibt die Verlegung seiner Einheit von Eilenburg nach Colditz. Dorthin führte „unser Weg zu einem riesigen Feuer, verursacht durch ein in Flammen stehendes feindliches Munitionsdepot. Jeden Moment trieb der Wind den dicken schwarzen Rauch zu uns, ein langes Stück der Straße bedeckend. Ein Rückzug war unpraktisch, weil es Nacht wurde. Wir warteten auf Wind, um uns dann beschleunigt die Straße entlang zu bewegen. Bevor wir auf halbem Weg durch waren, wechselte der Wind wieder, rollte dicke Rauchwolken zurück auf die Straße. Die Sicht wurde sehr schlecht, die Straße verschwand im Rauch. Wir hielten unseren Atem an – ein weiterer Windstoß war günstiger und trieb glücklicherweise den Rauch weg. Wir gaben Gas und waren schnell durch. Bald kamen wir zum Rand eines Waldes, der eine riesengroße Wiese begrenzte. Hier waren große deutsche Bomber abgestellt. Alle waren verbrannt oder sabotiert…“.
Was kann aus diesen Zeilen geschlussfolgert werden? Wenn auch Litter (fälschlicherweise) das Munitionslager als Quelle des Feuers vermutet, musste es sich dennoch zweifelsfrei um Altenhain handeln. Denn zwischen Eilenburg und Colditz ist nirgendwo sonst ein ähnliches Munitionslager gewesen. Die Beschreibung der am Waldrand abgestellten und zerstörten Bomberflugzeuge weist dazu eindeutig auf die Situation am Polenzer Flugplatz hin. Der mit dem Einsatz von Messerschmitt-Flugzeugen Me 163 und Me 262 in den letzten Kriegsmonaten die „Jet-Flugzeug-Basis“ in der Beschreibung des amerikanischen Luftbildes darstellt.
„Jet-Basis bei Nauhoff“, „Airfield Polzen“. Auch wenn die Amerikaner bei der Schreibweise deutscher Namen Probleme hatten, letztendlich standen sie als Sieger neben den Polenzer Flugzeugtrümmern. Foto unten links: Steve T. Lenkevich, Cannon Company, 273. Infanterieregiment, 69. Infanterie Division (aus: Bulletin, Vol 55 No 1 – Sep. – Dez. 2001); Foto unten rechts: “Joe Korony on jet plane – Polenz, Germany (Me 163B)”, Foto: Joseph A. Ezzo, Company M, 273. Infanterieregiment, 69. Infanterie Division (aus: Bulletin, Vol 56 No 2 – Jan. – Apr. 2003)
Weiterhin ist anzunehmen, dass die Einheit von Major Litter im Gelände des Flugplatzes übernachtete und erst am nächsten Tag die Fahrt nach Colditz fortsetzte, welches sie dann am 2. Mai erreichte. So könnte der Zeitpunkt von Litters Geschichte auf den 1. Mai datiert werden. Doch wann genau und vor allem warum war der Brand entstanden?
Hierzu gab es selbst unter deutschen Zeitzeugen sehr widersprüchliche Erinnerungen: So schrieb beispielsweise Johanna MacLean unter dem 4. Mai 1945 in ihr Tagebuch (nachzulesen im Buch „Grenzfluss Mulde“): „Seit drei Tagen brennt die große Munitionsfabrik in Altenhain“. Im selben Buch findet sich aber auch ein Tagebucheintrag von Elisabeth Teich. Diese datiert das Ereignis um einige Tage früher: „29. April. In Seelingstädt bei Altenhain brennt ein Öllager, so dass schwarze Rauchwolken über uns ziehen.“ Auch eine dritte Wurznerin, Magdalene Seifert, schreibt in ihr Tagebuch (abgedruckt in der “Leipziger Volkszeitung” vom 25./26.04.1992): „Sonntag, 29. April… In Altenhain soll ein Munitionslager in die Luft gehen. Das brennt schon den ganzen Nachmittag. Über Wurzen ist dauernd eine schwarze Rauchwolke.“ Und schließlich fand ich noch einen weiteren Tagebuchschreiber aus Wurzen, den damaligen Pfarrer Carl Magirius, der Ähnliches berichtet (veröffentlicht im Buch “Wurzens Schicksalstage” von Heinz Gey): “29. April… Über dem Altenhainer Weg sahen wir riesige, schwarze Rauchwolken. Wahrscheinlich brannte dort eine Munitionsfabrik. Die dicken, dunklen Wolken wälzten sich über Wurzen hinweg. Die Sonne war teilweise verfinstert… Es muss ein riesiger Brand gewesen sein… 30. April… Immer noch wälzen sich dicke Rauchwolken über Wurzen… aus Richtung Altenhain oder Espenhain… In der Umgebung von Wurzen werden die Menschen rußig davon…”
Alle drei Frauen und der Pfarrer sahen zwar den riesigen schwarzen Rauchpilz. Doch da sie damals in Wurzen lebten oder arbeiteten und die genauen Örtlichkeiten nicht oder nur vom Hörensagen kannten, kommen hier, neben den teilweise widersprüchlichen Zeitangaben, ebenfalls verschiedene Ortsbestimmungen zustande.
Örtlich näher, in Klinga, wohnte dagegen Carl Schröck. Er notierte für den Ausbruch des Feuers in Altenhain den 29. April in seinen persönlichen Aufzeichnungen. Dankenswerterweise übermittelte mir dessen Sohn Peter diese Datumsangabe. Ermuntert hatte ihn dazu die Veröffentlichung meiner Artikelserie zu dieser Geschichte in der „Leipziger Volkszeitung – Muldentalzeitung“ im Februar 2013. Schließlich bestätigte ebenso der zur fraglichen Zeit in der Altenhainer Munitionsanstalt arbeitende Karl-Heinz Mohr aus Naunhof, dass der Brand „auf alle Fälle an einem Sonntag Ende April“ ausbrach – der 29. April 1945 war ein Sonntag! Das Feuer habe dann, „über eine Woche, bis mindestens Montag, den 7. Mai, gebrannt“. Jene Erinnerung teilte er mit dem früheren Altenhainer Helmar Thomas. Dieser vermutete auch, dass die Fotoaufnahme erst gegen Ende des Brandes aufgenommen wurde. Denn der abgebildete, zwar immer noch beträchtliche Rauchpilz, hat angeblich bereits viel von seiner ursprünglichen Größe verloren.
Diese Annahme deckt sich mit einer zusätzlichen Information, die auf dem inzwischen im Internet bei fold3 zugänglichen Foto enthalten ist: „Print rec’d 10 May 1945 from BPR (Air Forces Group). Stamped: Passed for Publication. SHAEF Field Press Censor. Copied 12 May 1945.“ Demnach ist das amerikanische Luftbild wohl erst am 10. Mai dem höheren alliierten Kommandostab (SHAEF) übermittelt worden. Ob dieser über die den Brand auslösende Ursache informiert wurde, bleibt dagegen weiterhin unbekannt. Jedoch gibt es dazu zwei glaubwürdige deutsche Zeugen.
Nach den Erinnerungen von Herrn Mohr waren dafür mehrere Soldaten des 273. amerikanischen Infanterieregiments verantwortlich. Die jugendlichen Soldaten hätten, aus Jux oder Neugier, einige in der „Muna“ gefundene Handgranaten in den so undeutbar gefüllten Steinbruch geworfen. Bestätigt wird diese Aussage gleichfalls durch Marie Adelheid Sidonie Freifrau von Hodenberg. Diese war bei den verheerenden Luftangriffen auf Dresden ausgebombt worden und bei ihrem Schwager, dem Rittergutsbesitzer Dietrich von Gontard, in Altenhain vorübergehend untergekommen. Ihre im Jahre 1950 notierte Erinnerung erschien im „Schicksalsbuch des Sächsisch-Thüringischen Adels“: „In einem Steinbruch ganz in der Nähe hatte man riesige Mengen ölhaltiger Rückstände aus der Treibstoffproduktion geschüttet. Ein leichtsinniger Ami machte dort Feuer, und es gab eine gewaltige Detonation. Ein schwarzer Rauchpilz stieg gen Himmel, und durch die enorme Hitze brannte der Wald sofort lichterloh. Nur mit großer Mühe und dem Einsatz der Dorfbewohner gelang es, das Feuer zu löschen und eine Explosion der Munition (die in der unmittelbar danebenliegenden Altenhainer „Muna“ und im umgebenden Wald noch gelagert war, d.A.) zu verhindern.“
Ob der oder die leichtsinnigen US-G.I.s zur Verantwortung gezogen wurden, ist höchstwahrscheinlich auszuschließen. Auch wenn deren Kameraden bei der Eindämmung des Feuers sogar schweres Gerät auffahren mussten. Selbst Panzer sollen eingesetzt gewesen sein, um brennende Bäume zu beseitigen und Brandherde zusammen zu schieben. Interessant wird mit der Brandbekämpfung auch eine Geschichte aus der Historie der Brandiser Feuerwehr, wenn sie nicht gar im Zusammenhang steht. Denn, wie in einem „Rundblick“-Artikel von 1967 zu lesen ist, fuhr dort „während der Ausgangssperre Ende April 1945 ein mit Amerikanern besetztes Löschfahrzeug vor. Das Gerätehaus wurde aufgebrochen, alles Gerät aus dem in der Garage stehenden Löschfahrzeug herausgeworfen, unser Fahrzeug wurde ins Schlepptau genommen und verschwand auf Nimmerwiedersehen.“ Jedoch wird sich diese Episode wohl nicht mehr klären lassen.
Nachstehend ein Ausschnitt aus der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Brandis bei Kriegsende 1945 aus dem “Rundblick” von 1967. Interessanterweise wird hier auch ein Einsatz zur Waldbrandbekämpfung bei Altenhain erwähnt, der allerdings auf den 18. April datiert wird (?)
Laut den genannten Zeitzeugenberichten brannte der Steinbruch mehrere Tage lang. Was den in den Bruch verbrachten Erdöl-Rückständen zuzuschreiben ist. Doch warum lagerten in dem Altenhainer Steinbruch eigentlich diese so leicht entzündlichen Rückstände? Und woher stammten sie?
Spätestens ab Mai 1944 war die „Götterdämmerung“ des Dritten Reiches angebrochen. Diese ließ Propagandaminister Joseph Goebbels in sein Tagebuch schreiben: „Die Treibstofflage ist äußerst prekär. Bald werden wir kein Benzin mehr für unsere Panzer und Flugzeuge haben.“ Der Grund hierfür war, dass die amerikanischen Bomberpulks jetzt gezielt und systematisch die deutschen Erdöl-Raffinerien und Hydrierwerke unter Beschuss genommen hatten. Als äußerst wichtiger Industriezweig war die Mineralölindustrie gleichzeitig die zentrale Schwachstelle der feindlichen Kriegsführung.
Schon ab Mitte der 1930er Jahre, zu Beginn der geheimen deutschen Wiederaufrüstung, war der stetigen Versorgung der geplanten modernen und stark motorisierten Wehrmacht mit Treibstoffen eine zentrale Rolle zugedacht worden. Die damalige deutsche Erdölförderung reichte jedoch nur für 30 Prozent des Bedarfs und war kaum zur Herstellung von Flugbenzin geeignet. Desweiteren wurde eine autarke Position angestrebt, da im Kriegsfall, durch die dann erwartete Blockade, entsprechende Importe – außer der Einfuhr rumänischen Erdöls – nahezu unmöglich sein würden.
Eine Alternative, diesem Problem abzuhelfen, bestand in der Herstellung synthetischen Benzins, welches mit dem neu entwickelten Kohleverflüssigungsverfahren aus den deutschen Kohlevorkommen gewonnen werden sollte. Als zukünftig alleiniger Flugbenzin-Quelle der Luftwaffe wurden Bau und Betrieb von Hydrierwerken wesentlicher Bestandteil der militärstrategischen Autarkiebestrebungen. Daneben wurden große Treibstoff-Vorräte in über 20 reichseigenen Großtanklagern angelegt. Bis zum Kriegsbeginn im September 1939 war es gelungen, die dazu nötigen Treibstoff- und Schmiermittelkapazitäten zu 80 Prozent (etwa 800.000 t) bereitzustellen. Jedoch war der Bestand Ende 1941 schon auf 13 Prozent gesunken. Dazu kam, dass man wegen eines – vermutlich aufgrund der damaligen Kriegslage – ab Februar 1942 favorisierten Waffen-, Munitions- und Panzerbau-Programms, den weiteren Ausbau der synthetischen Treibstofferzeugung vernachlässigte.
Obwohl die Hydrierwerke in den Jahren 1942/43 die größte Jahresproduktion an Flugbenzin und Motorentreibstoffen erreichten, führten dann 1944 die konzentrierten alliierten Luftangriffe vom 12. bis 29. Mai auf die Treibstoffwerke in Leuna, Böhlen, Zeitz, Lützkendorf und andere zum Ausfall von etwa 36 Prozent der synthetischen Benzin- bzw. 56 Prozent der Flugbenzinerzeugung. Allein der Angriff vom 12. Mai bedeutete einen Ausfall von ca. 570.000 t Treibstoff. Bis Juni sank die tägliche Flugbenzinherstellung von ehemals 5800 t (März) auf 623 t. Im Sommer drohte sogar ein völliger Produktionsstillstand der Hydrierwerke, deren ununterbrochene Produktion jedoch nötig war, um jetzt überhaupt noch den Treibstoffbedarf der Wehrmacht sichern zu können. Denn mittlerweile näherten sich sowjetische Truppen auch den rumänischen Erdölfeldern bei Ploiesti…
Eines der wichtigsten und größten deutschen Hydrierwerke war Leuna. Deshalb stand es ganz besonders im Fokus der alliierten Bomber, die es insgesamt mit über 18.000 t Bomben belegten. Neben der Vorkriegs-Ansichtskarten-Abbildung zeigt das rechte Bild einen Angriff der 8th US-Air Force (Quelle: Oil as a factor in the German war effort, 1933-1945.”, Combined Arms Research Library (CARL) Digital Library)
Den Rädern und Motoren der Wehrmacht drohte damit der baldige Stillstand. Doch nicht nur Goebbels erkannte die Gefahr. Im Berliner Rüstungsministerium kam es zu Krisensitzungen um den Zusammenbruch der Treibstoffversorgung zu verhindern. Zwar erschien es kaum realisierbar, innerhalb kurzer Zeit einen wirksamen Schutz der Mineralölwirtschaft aufzubauen. Indem man Gedanken von 1943 aufgriff, kam es jedoch auch zu Überlegungen über umfassende Dezentralisierungen und unterirdische Verlagerungen. Kurz darauf, am 30. Mai 1944, unterschrieb Hitler den Erlass zur „Bestellung eines Generalkommissars für die Sofortmaßnahmen beim Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion“. Das entsprechende Generalkommissariat wurde am 2. Juni ins Leben gerufen. Zu dem mit umfangreichen Vollmachten ausgestatteten Generalkommissar wurde der Braunschweiger Stahlindustrielle und bisherige Leiter des Hauptausschusses Munition im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion, Edmund Geilenberg, ernannt. Dieser erarbeitete, zusammen mit Dr. Carl Krauch, dem Chef des IG Farben Konzerns und Generalbevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Erzeugung sowie in Abstimmung mit dem Chef des Planungs- und Rohstoffamtes im Rüstungsministerium, Hans Kehrl, noch im Juni 1944 einen Maßnahmeplan. Vorgelegt wurde dieser “Mineralöl-Sicherungsplan” am 1. August. Auch als „Geilenberg-Programm“ bezeichnet, sah dieses einerseits die schnellstmögliche Reparatur der zerstörten Werke vor. Andererseits plante man zeitgleich die Dezentralisierung der Produktion, die unterirdische Verlagerung von Raffinerien und Aufarbeitungsanlagen für Schmieröle, den Neubau zahlreicher Kleindestillationsanlagen zur Diesel- und Benzinerzeugung sowie den Bau von Anlagen zur Flugbenzinherstellung. Die insgesamt 15 verschiedenen und mit Decknamen wie Dachs, Schwalbe, Wüste, Karpfen, Molch, Kuckuck und Ofen bezeichneten Projekte sollten, unter strengster Geheimhaltung, eine monatliche Produktion von 402.000 t, inklusive 100.000 t Flugbenzin, sicherstellen.
Die Verantwortlichen für den „Mineralölsicherungsplan“: Edmund Geilenberg (links) und Albert Speer, Reichsminister für Rüstung
und Kriegsproduktion sowie Chef der O.T. – Organisation Todt – im Mai 1944, planten die Ausweich- und Untertageprojekte.
(Foto: Bundesarchiv, Bild-Nr. 183-J10229)
Zu ihrer Errichtung wurden vom Haupt-Bauauftragnehmer – der „Organisation Todt (OT)“ – etwa 350.000 deutsche Facharbeiter, KZ-Häftlinge und Fremdarbeiter eingesetzt. Jede der im September umgebildeten OT-Einsatzgruppen betreute gleichzeitig mehrere der zahlreichen Verlagerungsobjekte im gesamten Reichsgebiet. Beispielsweise war die „Einsatzgruppe Kyffhäuser“ für Objekte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständig. Trotzdem konnte fast keine der geplanten Anlagen bis Ende 1944 den Betrieb aufnehmen.
Das mitteldeutsche Reichsgebiet, in welchem die OT-Einsatzgruppe “Kyffhäuser“ operierte. (Quelle: Handbook of the Organisation Todt)
Eine der wenigen Ausnahmen waren die zwei Kleindestillieranlagen für Benzin und Diesel, die in den Sandsteinbrüchen der „Alten Poste“ bei Pirna-Mockethal/Herrenleite in Sachsen oberirdisch errichtet worden waren. Unter den Decknamen „Ofen 19/20“ und „Ofen 21/22“ gehörten diese zu deutschlandweit insgesamt 22 geplanten derartigen Anlagen. Dass die „Ofen“-Projekte größtenteils noch die Produktion aufnehmen konnten, lag daran, dass diese relativ klein, größtenteils übertage und technisch einfach – nur der Abspaltung der Kraftstoffe aus dem angelieferten Rohöl dienend – ausgelegt waren. Dadurch konnten diese schnell errichtet werden. Jede Anlage war aus zwei Destillations-Kolonnen aufgebaut, die aus 2 Rohöltanks und 2 Rückstandsbehältern (jeweils 600-m3-Betontanks) einigen Stahltanks für die Endprodukte und ein paar Dampferzeugern, wozu meist Dampflokkessel eingesetzt wurden, bestanden. Konzipiert war eine Destillation von 3000 Tonnen Kraftstoff pro Monat je Anlage. Die gewonnenen Kraftstoffe wurden entweder direkt abtransportiert oder sollten zur weiteren Veredlung (Herstellung von Flugbenzin) an andere Untertage-Verlagerungen, die meist in relativer Nähe im Entstehen waren, verbracht werden.
Die Mockethaler Doppel-Anlage wurde, zur Tarnung gegen feindliche Luftangriffe, örtlich etwa 2 km voneinander getrennt und nicht miteinander gekoppelt, in den hier bis zu 40 m tiefen Elbsandsteinschluchten angelegt. Diese Maßnahme sowie die reichsweite Streuung der „Ofen“-Anlagen in Steinbrüche, Schluchten oder in Wäldern sollte den alliierten Luftstreitkräften das Auffinden der Objekte verwehren.
Verlegt in aufgelassene Steinbrüche (oben) oder gar ganz untertage sowie versteckt in Wäldern, versuchte sich die deutsche Rüstungs- und Mineralölindustrie vor den alliierten Bombern zu schützen. (Quelle: www.sturmvogel.orbat.com)
Nicht für alle der ehemals geheimen Anlagen finden sich Dokumente in Archiven. (Quelle: www.untertage-übertage.de)
Die „Ofen“-Destillationsanlagen an der Elbe bei Pirna wurden ab August 1944 durch die Deutsche Bergwerks- und Hüttenbau-Gesellschaft m.b.H. Berlin-Charlottenburg errichtet. Gleich nach deren Fertigstellung am 22. bzw. 25. September 1944 übernahm die Deutsche Gasolin AG Berlin ab Oktober dort die Erdölverarbeitung. Dazu brachte das Unternehmen auch eine Anzahl von Fachkräften aus ihren zerstörten Produktionsstätten mit.
Die Deutsche Gasolin AG, am 23. März 1920 als Olea Mineralölwerke AG gegründet und ab 1922 unter Oleawerke AG für Mineralöl-Industrie mit Sitz in Frankfurt-Main (ab Dezember 1923 mit Sitz in Berlin) firmierend, war eine Tochterfirma der ehemaligen A. Riebeck’schen Montanwerke AG, mit eigenen Raffinerien, Bergwerksbesitzungen und Tankstellenvertrieb. Im Juni 1923 übernahm Hugo Stinnes die Aktiengesellschaft und formierte daraus die Hugo Stinnes-Riebeck Montan- und Oelwerke AG. Da jedoch der neue Eigentümer schon früh verstarb und seine Erben aus dem Verbund der verschiedenartigen Unternehmen kein überlebensfähiges Unternehmen bilden konnten, übernahm im April 1925 die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) daraus die Ölunternehmung und gliederte die Oleawerke mit Erdölwerken und Raffinerie in das neue Tochterunternehmen Hugo Stinnes-Riebeck Oel-AG mit Sitz in Halle (Saale) aus.
Die BASF, aus der 1926 wiederum die Interessengemeinschaft Farben (I.G. Farben) hervorging, war mit dem englisch-holländischen Öltrust Royal Dutch (heute Royal Dutch Shell) je zur Hälfte an der internationalen Nutzung der deutschen Patente zur Kohlehydrierung beteiligt. Mit der Standard Oil of New Jersey (später Esso, ExxonMobil) holte man sich einen weiteren Partner ins Boot, um über das neu entwickelte Verfahren bei der Produktion von Synthetischem Benzin aus Braunkohle zusammenzuarbeiten. Hierbei fiel gleichzeitig die Entscheidung, die bisherige Hugo Stinnes-Riebeck Oel-AG dazu als Vertriebsorganisation zu nutzen.
Die Deutsche Gasolin AG, die ab dem 4. Mai 1926 unter diesem Namen und mit Sitz in Berlin-Charlottenburg firmierte, sollte über ihre Tankstellen hauptsächlich synthetisches Leuna-Benzin verkaufen. Bis zum Ausbau der Tankstellenorganisation wurde vor allem das aus der Raffinerie Dollbergen stammende Benzin als „Deutsches Benzin“ verkauft. Dies geschah, um sich von den Konkurrenten und ihren ausländischen Mineralölimporten abzuheben. 1943 besaß die Gasolin Verkaufsbüros in Berlin, Breslau, Dortmund, Dresden, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Stuttgart sowie in Wien.
Die Deutsche Gasolin AG vertrieb über das Verkaufsbüro in Leipzig und mehrere dazugehörige Tankstellen auch in unserer Region das so genannte „Deutsche Benzin“. (Bildausschnitte aus damaliger Werbung)
Mit einer Bilanzsumme von 27 Mio. RM (1929) war die D.G.A. die fünftgrößte in Deutschland wirtschaftende Mineralölgesellschaft. Neben den Raffinerien in Dollbergen (bei Hannover) und in Emmerich (am Rhein) betrieb man noch eine ebensolche Anlage in Korneuburg in Österreich. Seit 1938 verarbeitete das Unternehmen hier das im „Wiener Becken“ geförderte Erdöl.
Im Laufe des Jahres 1944 waren aber durch die alliierten Luftangriffe die Raffinerien in Emmerich und Dollbergen völlig sowie das Korneuburger Werk teilweise zerstört worden. Als Ersatz sollten für das schwer angeschlagene Mineralölunternehmen die zwei Kleindestillationsanlagen bei Pirna errichtet werden. Daneben erhielt das Unternehmen die Zwangsauflage dort auch eine unterirdische Schmierölfabrik zu errichten, um die bei der Erdöldestillierung zwangsläufig anfallenden Rückstände verarbeiten zu können. Das dafür ab August, in Nähe der zwei „Ofen“-Anlagen, in Angriff genommene Stollensystem im Sandstein bei Lohmen erhielt den Tarnnamen „Dachs VII“. Doch konnte diese U-Verlagerung bis Kriegsende nur zu 20 Prozent fertig gestellt werden. Ähnlich erging es auch zwei weiteren geheimen „Nachbarn“ bei Pirna-Mockethal, die unter den Decknamen „Schwalbe“ liefen und zur Erzeugung von J2-Flugbenzin dienen sollten. Das Flugbenzin-Hydrierwerk „Schwalbe 2“ an der Niederen Kirchleite bei Königstein entstand als Ersatz für das zerstörte Magdeburger Werk der Braunkohle- und Benzin AG. Die Anlage „Schwalbe 3“ bei Porschdorf im Polenztal wurde dagegen für das ausgefallene Hydrierwerk Brüx der „Reichswerke Hermann Göring“ gebaut.
Wie bereits genannt, förderte die Deutsche Gasolin AG Erdöl im „Wiener Becken“ bei Zistersdorf. Von dort kam, per Eisenbahn-Kesselwagen über das Anschlussgleis der Ladestelle Mockethal an der Eisenbahnstrecke Pirna-Copitz – Herrenleite zugeführt, auch das nun in den dortigen „Ofen“-Anlagen zu verarbeitende Rohöl. Dieses wurde hier einem Destillationsverfahren unterworfen, welches 1942/43 von der Firma Heckmann für den geplanten Einsatz im Kaukasus entwickelt worden war.
Zuerst reinigte man das Roh-Erdöl, filterte Sand, Wasser und Salze ab. Danach wurde es unter atmosphärischem Druck destilliert, wobei es durch die unterschiedlichen Siedebereiche in seine Fraktionen (Gase, Leicht- und Schwerbenzin, Gasöl und Petroleum) zerlegt wurde. Übrig blieb ein Destillations- bzw. so genannter „Top-Rückstand“ aus denjenigen Bestandteilen des Erdöls, die erst oberhalb 350 ºC sieden. Dieser konnte als Heizöl verwendet oder durch thermisches Cracken (engl. „to crack – spalten“) u.a. in einer „Dachs“-Anlage zu Schmierölen und Bitumen weiterverarbeitet werden.
Allerdings wurden die hierzu nötigen Anlagen nicht fertig. Da vor Ort auch keine ausreichende Lagerkapazität für die Top-Rückstände vorhanden war, mussten diese anderweitig zwischengelagert werden. Die Umdisponierung der Rückstände übertrug man der Firma, die zuvor bereits für die Anlieferung des Roh-Erdöls verantwortlich gewesen war – der Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft mbH – kurz als WiFo bezeichnet.
Stempelabschlag der WiFo – Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH auf einem Briefcouvert von 1940. (Sammlung Dirk Reinhardt)
Dass die am 24.08.1934 mit Hauptsitz in Berlin gegründete WiFo eigentlich nur eine unter dem Mantel einer Privatgesellschaft aufgebaute reichseigene Rüstungsfirma war, wird deutlich, wenn man die offiziellen Gesellschafter betrachtet. Neben der I.G. Farben zu 20 Prozent, stellte die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeiten (Öffa) die anderen 80 Prozent des Grundkapitals. Die Öffa aber war eine hundertprozentige Tochter des Reichswirtschaftsministeriums. Diese Tarnung war damals noch nötig, weil dem Deutschen Reich solcherart Rüstungsvorbereitungen laut dem Versailler Vertrag nicht erlaubt waren.
So klang denn nicht nur die Firmenbezeichnung sondern auch der im Handelsregister eingetragene Geschäftszweck harmlos: „Errichtung und Unterhaltung von Unternehmen und Betrieben der Industrie, des Handels und des Handwerks, insbesondere Errichtung und Unterhaltung von Versuchs- und Forschungsanlagen zwecks Förderung der genannten Wirtschaftszweige“. In Wirklichkeit war die Firma jedoch für die Beschaffung, Herstellung und Lagerung von kriegswichtigen Rohstoffen, insbesondere Treibstoffen für die deutsche Wehrmacht, zuständig. Neben der Errichtung mehrerer unterirdischer Großtanklager sowie einiger Heerestanklager, womit ihr kriegswirtschaftlicher Zweck eindeutig wird, oblag ihr darüber hinaus der Betrieb von Werken zur Chemiegrundstoffherstellung, die Einfuhr von rumänischem Erdöl und die Herstellung synthetischen Benzins. Nachdem die I.G. Farben schon 1935 als Gesellschafter wieder ausgetreten war und die Tarnung nach außen dann auch hinfällig wurde, übernahm das Reichswirtschaftsministerium, offiziell zum 01. April 1943, alle bisher von der Wifo verwalteten Anlagen in Reichseigentum. Dazu zählten mehrere Tankschiffe sowie wohl etwa 38.000 Eisenbahn-Kesselwagen (Stand 1942).
Pappflasche für Wehrmachts-Motorenöl der WiFo (Quelle: www.maquetland.com)
Mehrere Züge aus diesen Kesselwagen wurden ab Ende 1944 bis April 1945 nun benötigt, um die in Mockethal nicht mehr unterzubringenden Top-Rückstände anderenorts zwischen zu lagern. Zur dringend nötigen, relativ sicheren und ohne übergroßen technischen Aufwand zu bewerkstelligenden Lagerung der weiter anfallenden Rückstandsmengen aus den „Öfen“-Anlagen, pachtete die WiFo den stillliegenden „Kleinen Frauenberg-Bruch“ bei Altenhain.
Steinerne Reste im ehemaligen Steinbruch “Kleiner Frauenberg” bei Altenhain 2012. (Foto: Dirk Reinhardt)
Ab 1936 hatte die Firma Friedrich Zachmann KG hier noch den Steinbruchbetrieb erweitert und dafür gar den Aussichtsturm auf dem Gipfel sprengen lassen. Weil aber 1941 ein Brand das Schotterwerk zerstörte und die Behörden den Wiederaufbau nicht genehmigten, wurde der Betrieb eingestellt, Arbeiter und Maschinen auf Schwesterbetriebe verteilt. Der ruhende Betrieb, der vorhandene Bahnanschluss an die Eisenbahnstrecke Beucha-Trebsen und weitere Gründe begünstigten die pachtweise und „rechtlich von der sächsischen Gauleitung gestützte“ Übernahme durch die WiFo. Ab 31. Dezember 1944 wurde man auf gleiche Art und Weise Pächter des ebenso eingestellten Steinbruchs „Altes Tausend“ bei Seelingstädt, der nur wenige Kilometer weiter an derselben Bahnstrecke lag.
In diese beiden Brüche wurde der größte Teil der bis April 1945 anfallenden Top-Rückstände verbracht. In den Altenhainer Bruch etwa 24.000 t, in den Seelingstädter ca. 10.000 t. Dazu rangierte die Deutsche Reichsbahn die WiFo-Kesselwagen an die jeweiligen Anschlussgleise. Hier wurden die Top-Rückstände dann per Rohrleitung in die Steinbrüche gepumpt. Da die hochviskosen Ölrückstände den Nachteil haben, dass sie (noch dazu bei der Kälte, die im Winter Anfang 1945 herrschte) sehr zähflüssig sind, wurden die Rohrleitungen beheizt und waren wärmeisoliert. Hierzu wurden entlang der eigentlichen Ölleitung weitere Rohre installiert, durch die mit Hilfe zweier Dampflokomotiven erzeugtes heißes Wasser gepumpt wurde. Nach den Erinnerungen des früheren Altenhainers Helmar Thomas war ein Herr Hönisch aus Strelln (bei Eilenburg) am Bau des Rohrleitungssystems beteiligt. Allerdings ist dessen genaue Funktion nicht bekannt.
Zum Kriegsende waren solche WiFo-Kesselwagen auch in Altenhain und Seelingstädt unterwegs. (Werkfoto von 1940)
Dennoch – all die getroffenen Maßnahmen zu einer sicheren Treibstoffproduktion konnten ihr Ziel nicht erfüllen. Von den zahlreichen Anlagen zur Mineralöl- und Treibstoffversorgung, die seit Herbst 1944 in Angriff genommen wurden, produzierte bis Ende des Jahres kaum eine. So musste der Chef Technische Luftrüstung im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion, Generalmajor Diesing, in den Wochenberichten vom Dezember 1944 bis 4. April 1945 seines „Kriegstagebuches“ notieren: „13. bis 27. Dezember 1944… Die systematischen Luftangriffe auf Werke der Flugkraftstoff-Herstellung wurden… fortgesetzt… Die Angrifftaktik hat sich in letzter Zeit insofern geändert, als die Werke stets mehrmals hintereinander angegriffen werden, auch wenn sie bereits beim ersten Angriff zu erliegen kommen… Neben den weiterhin andauernden Schwierigkeiten durch infolge Feindeinwirkung entstanden Schäden und aus dem Transportsektor ist die Betriebsstofflage auf Grund der feindlichen Luftangriffe auf die Hydrierwerke besorgniserregend… Durch Ausfall der Hydrierwerke… sind die… aus der Erzeugung zu erwartenden Mengen als unzureichend zu betrachten… wenn es nicht gelingt, die voraussichtliche Erzeugungsmöglichkeit… mit allen Jagd- und Flagabwehrmitteln sicherzustellen… werden Einschränkungen im Einsatz der Luftwaffe und solche im Rüstungsprogramm unvermeidlich… 15.1. – 21.1. 1945… Die Flugkraftstofferzeugung wird im Januar voraussichtlich nur ca. 10000 t betragen. Durch die letzten Ausfälle auch im Februar kein nennenswerter Anstieg der Erzeugung zu erwarten… Die im Monat Januar angestrebte Schaffung einer OKW-Reserve… wird sich auf Grund der zwischenzeitlich eingetretenen Produktionsausfälle höchstens zu 50% verwirklichen lassen… 12.2.1945 – 18.2 1945… Verstärkung feindlicher Luftangriffe auf Transportwege, Hydrierwerke und Städte“.
Ende Januar 1945 waren von den ehemals 36 deutschen Erdöl-Raffinerien gerade noch 19 in Betrieb. Während die Flugbenzinproduktion schon im Februar völlig zum Erliegen kam, liefen die notdürftig reparierten Hydrierwerke im März nur noch mit einer Kapazität von drei Prozent. Und auch die wenigen bis zum Baustopp im April noch fertig gestellten oberirdischen Destillationsanlagen erreichten nicht mehr die geplanten Kapazitäten. Dies beruhte größtenteils allerdings auf einem weiteren entscheidenden Grund.
Die Zuführung des benötigten Rohöls als auch der Abtransport der hier produzierten Kraftstoffe wurde insbesondere durch das immer schwerer zerstörte Schienennetz zunehmend schwieriger oder teilweise ganz unmöglich. „Die Gesamtlage“, schreibt der schon genannte Chef Technische Luftrüstung im Kriegstagebuch (27.12.44 – 7.1.45), „ist gekennzeichnet durch weiterhin äußerst angespannte Transportlage. Völlig unzureichende Überführung von Rüstungsgütern… Abtransportschwierigkeiten bestehen. Diese resultieren auf unzureichender Wagenzuleitung der Reichsbahn und gestörten Strecken… Rückstau bei der Reichsbahn beträgt immer noch 1400 Züge. Luftangriffe auf Verkehrsziele verhinderten eine Lockerung. Ausfall an Lokomotiven groß… (8.1. – 14.1. 1945)… Transportlage: Unverändert schlecht… Anspannung wird durch eindeutige Transportförderungen der Versorgung der Truppe und der Wirtschaft bestimmt. Waggonzuweisung noch ausreichend, jedoch praktisch wertlos, da wegen Weichenzerstörung die beladenen Waggons nur zum Teil gefahren werden können… (29.1. – 4.2. 1945)… Lockerung der Transportlage in keiner Weise spürbar. Im Gegenteil weitere Verschärfung der Transportkrise. Januar 1945 hat in zunehmendem Maße Schwierigkeiten z.T. bisher nicht gekannter Auswirkung und Härte gebracht. Hierdurch hat das Ergebnis der Rüstungsproduktion dieses Monats auf einigen Gebieten einschneidende Senkungen erfahren… (16.3. .1945 – 4.4.1945)… 26.3. … Reichsminister Speer (hat) angeordnet, daß sofort 700000 Mann im Wiederinstandsetzungs-Dienst der Reichsbahn einzusetzen sind (bisher nur 150000 Mann). Weiter sollen beträchtliche Menschenmengen den Bahnmeistereien zur Verfügung gestellt und Reservekontingente für den Katastrophenfall geschaffen werden“.
Letztendlich wurden die noch produzierten Kraftstoffe für den restlichen Kriegsverlauf bedeutungslos. Trotz der fast bis zuletzt betriebenen erheblichen Anstrengungen, zu denen die beinahe verzweifelten Vorschläge „auf Verwendung von Kohle in Flugtriebwerken“ ebenso zählten wie die Nutzung des „Entwicklungsvorhaben Teeröl zur Kraftstoffeinsparung bei Kolbentriebwerken“. Die aber als „völlig unmöglich“ oder „aus zeit- und kriegsbedingten Gründen eingestellt werden“ mussten.
Die ausbleibenden Treibstoffe führten letztendlich zum Mobilitätsverlust der deutschen Wehrmacht. Gravierend vor allem für die Luftwaffe. So blieben die neuen Raketenjäger Me 163 treibstofflos am Boden. Und selbst die wegweisenden Strahljäger Me 262, die letzten deutschen Wunderwaffen (von denen im März 1945 statt der geplanten 450 nur 256 Maschinen gebaut wurden), konnten kaum noch zur Abwehr der täglich einfliegenden Feindverbände starten. Der Krieg war endgültig verloren! Nach zwölf Jahren lag das „Tausendjährige Reich“ in Trümmern. Und während in dessen allerletzten Tagen der bei Altenhain eingelagerte Erdöl-Rückstand in Rauch aufging, konnte der bei Seelingstädt später zum Wiederaufbau verwertet werden. Doch das ist bereits eine andere Geschichte.
Nachkriegsschriftverkehr zur Nutzung der Seelingstädter Ölrückstände (Quelle: Staatsarchiv Leipzig, KR/KT Grimma)
Die Deutsche Gasolin AG etablierte sich, nach Entflechtung der I.G. Farbenindustrie, als eigenständiges Tankstellenunternehmen im Westen. Ihr ehemaliger Ost-Besitz (u.a. Leuna-Werke) wurde verstaatlicht, die Tankstellen später durch die Minol weitergeführt. Die Wifo-Führung beschloss im Jahre 1951 die Selbstliquidierung, wurde aber erst bis 1970 endgültig aufgelöst. Die ihr verbliebenen Kesselwagen waren 1959 an die neu gegründete Tochterfirma Vereinigte Tanklager und Transportmittel GmbH (VTG) übergegangen. 1962 durch Verkauf an die Preussag privatisiert, stieg diese zu Europas größter Eisenbahnwaggon-Flotte auf.
Noch lange wird man sicher auch in Altenhain an die ganze Geschichte denken: Denn damals sind offensichtlich nicht alle in den Steinbruch verbrachten Erdöl-Rückstände verbrannt. Einiges verblieb in Rissen und Spalten der rußgeschwärzten Bruchwände und löst sich immer mal wieder durch den stetigen Wasserzulauf. Dabei bilden die Ölreste gelegentliche Schwimmschichten an der Wasseroberfläche. Während übrig gebliebene Feststoffe den Schlamm an der Bruchsohle vergrößern, der wohl noch so manches gern verstecken würde.
Abschließend hat sich auch das eingangs erwähnte Gerücht über die für den Steinbruchsbrand angeblich verantwortlichen sowjetischen Soldaten nunmehr also als absolut falsch erwiesen. Nachweislich verantwortlich waren diese aber für die „Entsorgung“ einiger brisanter Munition in den scheinbar unergründlichen Wassertiefen des Steinbruchs. Was die „Muna“-Soldaten aber nicht davon abhielt, in den von ihnen als „Schwarzen Teich“ benannten Steinbruch gern und oft schwimmen zu gehen. Hierzu schickte mir beispielsweise Jewgeni aus Brjansk ein Foto aus dem Jahr 1976…
Sommer 1976, Badebetrieb im „Schwarzen Teich“ – das Sonnenschutzöl gab’s gratis dazu! (Foto: Jewgeni Vetkin)
Quellen:
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National Archiv NARA Washington, Record Group 243, Records of the United States Strategic Bombing Survey (USSBS) 1945-47: European Theater of Operations, Strategic Air Attack on the Lubricating Oil Industry, Second Edition January 1947, Appendix B und “Underground and dispersal plants in Greater Germany”, Januar 1947, 25 Filmrollen (M1013, Sign. Film R 7160-rn, Guide XXVI, 115 S. Sign.: Z 74.1276-2)
National Archiv NARA Washington, RG 242, American Historical Society, Committee for the Study of War Documents United States, part of National Archives collection of foreign records 1941-45: Records of the Todt Organization, u.a. Walter Daub: „OT-Verträge: Vertragsrecht der Organisation Todt“, Wiesbaden, L. Schellenberg, 1944 (“Data Sheets to Microfilmed Captured German Records. Microfilm Publication T176. 34 rolls”), GG4 – “Guides to German records”
National Archiv NARA Washington, CIOS-Bericht XXXII-17: “Underground factories in central germany”, CIOS-Bericht XXXII-94: “Description of german underground plants”, CIOS-Be-
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BArch Berlin-Lichterfelde, Bestände Reichsfinanz- und Reichswirtschaftsministerium sowie Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (u.a. R2/21716, R3101, R3101/31191 (Verlagerungserlasse mit Firmen, Sperrvermerken, Grundsätzen für die Tarnbezeichnung der unterirdischen Verlagerungsbauten vom 15.4.1944 usw.), NS19/3832, Betr. “A- und B-
Massnahmen”, Geheime Kommandosache 3641/45), Bestand R 50-I/16, Organisation von OT-Einsatzgruppen, 1944-1945 und R 50-I – 2.3 OT Einsatzgruppe Deutschland IV Kyff-
häuser, Weimar (auch R 50 I/348, 349, 350, 351, 371)
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Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force – Counter-Intelligence Sub-Division: „Handbook of the Organisation Todt. MIRS/MR-OT/5/45“, Mikrofilm R 50 I / F. 80089, und als Reprint der Ausgabe vom März 1945 von Hedwig Singer (Hrsg.): „Quellen zur Geschichte der Organisation Todt“, Bd. 4, Biblio-Verlag Osnabrück, 1992 (vergl. auf http://downloads.sturmpanzer.com/WWMF/Handbook_of_the_Organization_Todt_Pt1_1945.pdf)
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http://www.sachsenschiene.net/bunker/dep/dep_34.htm
http://www.archives.gov/research_room/research_topics/captured_german_records/captured_german_records.pdf
Wer möchte, kann diese Geschichte auch im Magazin www.relikte-der-geschichte.de Ausgabe 18 nachlesen:
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Sehr schöner interessanter Artikel! Meine Frage, steht das OT-Objekt in den Hohburger Bergen (Löbenberg- Flur Großzschepa, Röcknitz, Hohburg) mit in diesem Zusammenhang. Ich denke als Verarbeitungsanlage für diese Rückstände? Anfangsbauwerke und Gleisanschluß gabs ja schon und sind zum Teil noch sichtbar.
Andreas,
eben zu diesem “Projekt” Löbenberg forsche ich auch schon einige Jahre. Zumal einer meiner Urgroßväter dort als OT-Mann mitgearbeitet hat. Leider habe ich ihn, als er noch lebte, nie darüber befragen können. Ich habe nur ein paar Bilder.
Es ist natürlich möglich und nicht allzuweit hergeholt, daß der Steinbruch am Löbenberg ursprünglich als Lager- und/oder Verarbeitungsort für die Rückstände der Gasolin-Anlagen (“Ofen”) gedacht war. Oder eine andere Anlage im Rahmen des Geilenbergprogramms. Es würde zeitlich usw. auch in etwa hinkommen. Nur konnte ich dazu bisher leider weder genauere Zeugenaussagen geschweige irgendwelche Dokumente finden.
Dirk,
hast Du schon mal im Hohburger Dorfbuch Teil 2 gelesen? Da steht ein Auszug einer Lebensgeschichte eines Arztes, der die “Hohburger” OT- Leute sowie Fremdarbeiter versorgte. Ganz interessant, wenn dabei allerdings auch alles so war und nichts dazuerfunden wurde.
Das auch. Ich kenne aber das grundlegende Buch des Arztes, aus dem die Zitate stammen. Es erscheint sehr authentisch und beinhaltet noch weitere Informationen. Allerdings nennt er ebenfalls nicht den genauen Grund der Bauarbeiten (was ihm als zwangsverpflichteten “Arzt” evtl. auch nicht berichtet wurde?!) und er nennt die Klarnamen der verantwortlichen O.T.-Bauräte nicht (bzw. nur mit vermutl. falschen Namen oder nur als Initialen).
Jedoch spricht das enge Zusammenwirken mit dem Lazarett Rathen/Lohmen, dem er unterstellt war bzw. von dem er zur “O.T.-Bauleitung Kleinzschepa” abkommandiert wurde, für die These des Zusammenhangs mit den Anlagen bei Mockethal. Ein kleiner Zweifel bleibt, da er auch erwähnt, daß der hiesige Baustab im Februar/März 45 durch einen Major der Luftwaffe (!) verstärkt wurde… was auch immer das bedeuten mag.
Ja vielleicht Sprit für Fliegerhorst Waldpolenz oder ein Zusammenhang mit Luftmuna Mockrehna ??? An die These von Hans-Joachim K. (Rakete Aggregat 10) glaub ich nicht, da waren realistischere Dinge warscheinlich wichtiger. Hast Du auch Kenntnis von dem 16 Meter langen Stollen, Breite sowie Höhe = 1,80 m ?
Andreas,
an die “Amerikarakete” glaube ich auch nicht – alles andere wäre mehr als eine Sensation! 😉
Welchen Stollen meinst du? Hast du die Maße selbst genommen? Mir waren größere Ausmaße (B + H) “bekannt”…
Dirk,
der Stollen ist nicht in “Haasens Bruch” wie bekannt. Dieser ist ja viel größer und warscheinlich für eine Kammersprengung vorgesehen gewesen. So wie in den 50’er Jahren auch im Lüptitzer Steinbruch durchgeführt und nicht für rationell befunden. Er befindet sich im Löbenberg Steinbruch und die Maße hat mir ein ehemaliger GST-Taucher nach einem Telefonat durchgegeben. Dieser war auch mit noch 2 Tauchern der Entdecker. Der Stollen war und ist warscheinlich auch jetzt nicht so ohne weiteres betauchbar. Ich kanns nicht überprüfen, da ich über Wasser schon unter Platzangst leide. Denke ein Stollen mit den Maßen war vielleicht ein Luftschutzstollen??? beim Bau der OT- Anlage.
Ja, das dachte ich mir schon. Bisher redeten alle nur vom Stollen in “Haasens Bruch”, der mit dem Ganzen eigentlich nichts zu tun hat! Endlich mal einer, der genau wie ich, diesen Stollen für einen vorbereiteten Stollen zu einer Kammersprengung (Nachkriegszeit) hält. Gibt es so ähnlich auch im großen Altenhainer Bruch, nur mit Abzweigungen links und rechts (T-Form).
“Haasens Bruch” hatte lediglich ein Lager usw. der O.T. aufzunehmen. Und natürlich wurde dessen 60-cm-Feldbahn zu Transportzwecken zur Anschlussstelle Röcknitz genutzt. Mit späterer Verbindung zum Zinkenberg.
“Dein” Stollen (von dessen Existenz wußte ich bisher nichts, bin kein Taucher!) könnte natürlich zu Luftschutzzwecken genutzt worden sein. Vielleicht auch nur der Auffahrungsbeginn? Auf der anderen Seite erscheint mir, daß trotz der Zeit, die die O.T. dort gewirkt hat, relativ wenig entstanden ist… Gestein zu hart? Aber ich bin kein Bergmann.
Kannst du den Stollen anhand einer Karte verorten? Und gibt es evtl. Fotos?
PS: Vielleicht bastle ich mal ‘ne eigene Seite zu diesem Thema…?
Eine Seite zu diesem Thema wäre nicht schlecht! Beim Forum hidden-places steht ja schon interessantes von dir, aber dieser Spinner hansimglück der einen Stahlträger von einer Eggen-schleppe mit OT- Baumaterial in der Nähe des Schachtanfangs nicht unterscheiden kann ist für mich ein Hinweis, dass manche nur Infos zum “Schatzsuchen” wollen.
Es gibt aber auch noch ein kürzeres Feldbahn Gleisbett von “Haasens Bruch” in Richtung Löbenberg Bruch. Allerdings war da wahrscheinlich nie eine Schiene drauf. Im Winter kann man diese Trasse noch im Wald verfolgen. Nach dem Krieg als Strafgefangene im Löbenberg – Bruch arbeiten müßten, verlief die Feldbahn etwas anders in Richtung Zinkenberg. Ein Stück Schiene liegt noch an dieser Trasse. Ja man weiß ja leider nicht was im Nachkriegssteinbruch Löbenberg so alles beseitigt wurde, auch wie tief diese zwei Stollenvortriebe an der Skiwiese eigentlich in den Berg gehen? Bitte nicht Lachen! Die Wünschelrute zeigt einiges an! Der Stollen den ich nannte geht allerdings nicht in Richtung Skiwiese sondern in Richtung Nordwest! Wahrscheinlich unter die große Abraumhalde. Fotos gibt es keine. Gebe dir aber meine Gesprächsnotiz mit dem GST-Taucher von 2013 und die Telefonnummer dazu. Allerdings zum Schutz der Privatsphäre auf deine Mail Adresse.
Andreas und alle Mitleser,
ich habe zu diesem Extra-Thema ‘mal eine neue Seite gebastelt: http://muldental-history.de/index.php/geschichten/das-geheimnis-in-der-hohburger-schweiz/
News dazu jetzt bitte dorthin!
Alles klar. Freue mich auf diese Seite. Noch eine Entschuldigung. “hansimglück” ist kein Spinner. Er hat es eben so lokalisiert. Bin da etwas ungerecht geworden. Also ich bitte aufrichtig um Entschuldigung!
Dirk, ist denn meine Mail angekommen? Es gab da eine Fehleranzeige!
Служил в Альтенхайне в 89-91гг. Всегда вспоминаю добром немецкую землю и приветливый немецкий народ. Ваши красивые леса и озёра с оленями, косулями, лосями и дикими кабанами навсегда останутся в моей памяти. Дирк спасибо вам за Ваши прекрасные фотографии. Жаль что я не могу прочитать Ваш интереснейшый материал потому что не знаю хорошо немекий язык 🙁
Für alle Leser, die Russisch nicht (mehr) beherrschen – bemühe ich mich nachstehend um eine halbwegs korrekte Übersetzung:
“Ich diente in Altenhain von 1989 bis 1991. Immer erinnere ich mich im Guten an die deutsche Erde und das freundliche deutsche Volk. Ihr schöner Wald und der See mit den Hirschen, Rehen (?) und den wilden Wildschweinen bleiben für immer in meinem Gedächtnis. Danke für Ihre schönen Fotografien. Es ist schade, dass ich Ihr interessantes Material nicht lesen kann, weil ich die deutsche Sprache nicht so gut kenne.”
Cпасибо – vielen Dank für den Kommentar Ernest!!!